Christina Ricci im Interview
Christina Ricci: Interview zur neuen Serie Pan Am auf sixx
"Pan Am" hebt ab. Mit der neuen US-Serie um Stewardessen in den frühen 60er Jahren, dem Beginn des kommerziellen Jet-Zeitalters, startet eine Serie, die sich bezüglich Ausstattungsliebe und Detailreichtum hinter "Mad Men" nicht zu verstecken braucht. Im Exklusiv-Interview mit sixx.de spricht Hollywood-Star Christina Ricci über ihre Rolle.
Christina Ricci: Die frühen 60er Jahre markierten den Beginn des kommerziellen Düsenjet-Zeitalters. Flugreisen konnten sich damals nur die Ultra-Reichen erlauben - besonders Langstreckenflüge zu exotischen Zielen galten als "Cocktail-Partys am Himmel". "Pan Am" galt damals als beste Airline der Welt und stellte nur Stewardessen mit College-Abschluss ein, die mindestens zwei Fremdsprachen beherrschten.
Eine Stewardess 1963 und ein weiblicher Flight Attendant heute sind also zwei unterschiedliche Dinge?
Auf jeden Fall!
Die damaligen "Pan Am"-Stewardessen sollen eine verschworene Gemeinschaft gebildet haben?
All das, was uns frühere "Pan Am"-Stewardessen erzählt haben, lässt darauf schließen, dass das stimmt. Eine unserer Executive Producerinnen war damals selbst Stewardess bei "Pan Am", und auch sie hat das bestätigt. Diese Jobs waren so gefragt, dass es überhaupt keinen Grund mehr gab, aufeinander neidisch zu sein - wenn man denn erst einmal einen ergattert hatte.
Bewegten sich diese Frauen, die auch als "Lipstick-Feminists" galten, auf dem schmalen Grat zwischen frühem Feminismus hier und Sex-Symbol dort?
Diese Frauen lebten in einer Gesellschaft, die noch immer frauenfeindlich war. Sie waren aber klug genug, dieses Spiel mitzuspielen, solange sie dafür bekommen konnten, was sie sich wünschten. Also ließ man Gewichtskontrollen über sich ergehen oder trug die von der Airline vorgeschriebenen Hüftgürtel. Die Frauen verabscheuten diese Dinge, aber sie nahmen es für einen Lifestyle in Kauf, den damals kaum eine andere amerikanische Frau und auch nur wenige Männer leben konnten.
Apropos Hüftgürtel: Diese Dinger sollen eine ziemliche Tortur sein...
Ich kann Ihnen sagen, keiner von uns liebt diese Dinger. Zum Glück erlaubt es mir meine Rolle immer wieder, gegen diese Regel zu verstoßen und den Hüftgürtel nicht zu tragen. Deshalb leide ich nicht ganz so sehr wie meine Kolleginnen.
Trotz allen Glamours aber taugt "Pan Am", die Airline, auch als mahnendes Symbol für die Endlichkeit aller Dinge...
Das sehe ich ähnlich. Alles hat seine Zeit, und die ist irgendwann abgelaufen, wie das auch bei "Pan Am" der Fall war. Es macht mir zwar Spaß zu sehen, wie die Menschen damals gelebt haben. Ich bin aber auch dennoch froh, dass ich selbst nicht in den 1960er Jahren leben musste.
Ist "Pan Am" eher eine Serie für Frauen oder auch für Männer?
Für beide, denke ich. Wobei wir mit dieser Serie, diese Ära der 60er Jahre, ohne Frage vor allem durch die Augen der Frauen sehen.
Ein Kritiker schrieb, "Pan Am" mache sich den Wirbel um "Mad Men" zunutze , erinnere sonst aber eher an "Gossip Girl"...
Es stimmt sicherlich, dass "Pan Am" weniger ein sehr ernstes Drama ist und leichter ausfällt als "Mad Men". Trotzdem würde ich "Pan Am" nicht mit "Gossip Girl" vergleichen wollen. Wir haben zwar einen, nennen wir es, "Soapy"-Ansatz, allerdings ist der deutlich zugeschnitten auf das Abendprogramm.
Apropos "Gossip": John Travolta soll für den Dreh seine Boeing 707 zur Verfügung gestellt haben...
Absolut richtig.
Wird es einen Cameo-Auftritt von Travolta geben?
Nein, leider nicht (lacht).
Sprechen wir über Ihre Rolle; was für eine Frau ist Maggie?
Maggie ist das, was wir in Amerika einen 'Seeker' nennen. Sie steht immer unter Strom, will die Welt sehen und kennen lernen. Sie will heraus bekommen, wer sie eigentlich ist, und wie ihre Rolle im Leben aussieht. Sie arbeitet hart an sich, und der Job als "Pan Am"-Stewardess bedeutet ihr sehr, sehr viel.
Maggie hat auch rebellische Züge, gibt es Ähnlichkeiten zur frühen Christina Ricci?
Sind wir ehrlich: die meisten Teenager sind doch rebellisch. Ich zumindest war das ganz sicher (lacht). Als Erwachsener wird das Rebellisch-Sein dann sehr schwierig, auch wenn man Gründe genug dafür finden könnte. Bei Maggie, so wie die Rolle angelegt ist, macht es aber auf jeden Fall Sinn, dass es eine ganze Menge Dinge gibt, gegen die sie kämpfen muss.
Sie haben in einem Interview sinngemäß gesagt, dass Sie jetzt nun mal erwachsen seien und damit irgendwie zu Recht kommen müssten; ist Erwachsensein schwierig für Sie?
Ich erinnere mich daran, habe aber keine Ahnung mehr, in welcher Stimmung ich damals war. Das ist das Problem mit Zitaten, die einen unter Umständen ein Leben lang verfolgen. Tatsächlich bin ich heilfroh, dass ich nicht mehr in meinen Zwanzigern bin und deswegen vielmehr im Einklang mit mir selbst stege. Ich kann sagen, dass ich heute sehr froh bin, endlich erwachsen zu sein.
Sie sind die älteste Schauspielerin am Set, was ist das für ein Gefühl für jemandem, der lange gewohnt war das Nesthäkchen zu sein?
Das ist ein komisches Gefühl, vor allem weil die anderen Mädchen am Set immer sagen, dass ich mich wie die jüngste benehmen würde (lacht). Wir haben auf jeden Fall sehr viel Spaß zusammen und ich glaube, das sieht man in der Serie auch.
Sie sind auch wieder auf der großen Leinwand zu sehen, mit "Bel Ami", an der Seite von "Twilight"- Star Robert Pattinson; wie war es mit ihm zu drehen?
Das war großartig. Robert ist ein wunderbarer Schauspieler und sehr talentiert. Vor ihm liegt eine große Zukunft, und ich habe es sehr genossen, mit ihm zusammenarbeiten zu können.
Lassen Sie uns noch über TV vs. Kino sprechen: TV-Serien wie "The Sopranos", "Rome" oder "Breaking Bad" scheinen dank ihrer dichten Handlung und ihrer komplexen Charaktere längst das bessere Kino zu sein...
Ich bin nicht sicher, ob man davon sprechen kann, dass diese Serien tatsächlich das bessere Kino sind. Auf jeden Fall aber ist es fantastisch, dass es nun ein zweites Medium für talentierte Künstler gibt, durch das sie sich ausdrücken können. Das erweitert die Arbeitsmöglichkeiten und die Möglichkeiten Großes zu schaffen - um ein Vielfaches.
Interview: sixx. de/Andreas Kötter