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Tripper (Gonorrhö): Übertragung, Symptome & Behandlung
- Veröffentlicht: 02.08.2023
- 09:00 Uhr
Tripper, auch bekannt als Gonorrhö, ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten. Über die letzten Jahre ist die Zahl der Ansteckungen sogar gestiegen. Das Problem: Die Infektion verläuft oft ohne Symptome und wird dann weder erkannt noch behandelt. Welche schwerwiegenden Folgen das haben kann, woran man eine Infektion erkennt und was man dagegen tun kann, verraten wir dir hier.
Was ist Tripper (Gonorrhö)?
Gonorrhö, umgangssprachlich auch Tripper genannt, ist eine Infektionskrankheit, die über Schleimhautkontakt übertragen wird - das bedeutet vor allem durch Sex. Der Erreger Neisseria gonorrhoeae (Gonokokkus) wurde im Jahr 1879 vom Dermatologen Albert Neisser entdeckt. Das Wort "Tripper" ist übrigens eine Ableitung vom niederdeutschen Wort für "tropfen". Was das mit dem Krankheitsbild zu tun hat, erfährst du weiter unten.
Wie häufig ist Tripper?
Mit weltweit etwa 87 Millionen Erkrankungen pro Jahr ist Gonorrhö oder Tripper laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) die dritthäufigste sexuell übertragbare Krankheit. Am häufigsten betroffen sind junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren. Syphilis, HIV und Hepatitis B sind in Deutschland schon länger meldepflichtig, Tripper erst seit 2022, weshalb es keine zuverlässigen Zahlen gibt. Das Bundesland Sachsen ist das einzige, in dem bereits länger eine Labormeldepflicht besteht. Die letzten Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen einen Anstieg in Sachsen von 1,8 Infektionen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2001 auf 19,9/100.000 im Jahr 2019. Der enorme Anstieg liegt vermutlich aber auch daran, dass mittlerweile mehr Aufklärung stattfindet, Tripper deshalb besser erkannt und getestet wird.
Was sind die Ursachen für Tripper?
Gonorrhö zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Bakterien befallen die Schleimhäute in Harnröhre, Gebärmutterhals und/oder Enddarm, Mund und Rachen. Der Mensch ist übrigens der einzige Wirt der Gonokokken - das bedeutet, dass die Bakterien unsere Körper zum Überleben brauchen. Als besondere Risikofaktoren für eine Infektion gelten laut RKI:
- Eine bestehende Infektion mit HIV
- Sexuelle Kontakte mit mehr als fünf Personen in den letzten sechs Monaten
- Sex ohne Kondome
- Einnahme von Partydrogen
Im Clip: Die häufigsten Geschlechtskrankheiten in Deutschland
Die häufigsten Geschlechtskrankheiten in Deutschland
Ansteckung: Wie bekommt man Tripper?
Die Bakterien übertragen sich über die Schleimhäute, mit Tripper kann man sich also durch Oral-, Vaginal- oder Analsex anstecken. Wird der Rachen durch Oralsex infiziert (Gonokokken-Pharyngitis) verläuft die Krankheit zu 50 bis 80 Prozent der Fälle asymptomatisch - auch durch Küssen kann der Erreger dann weitergegeben werden. Auch bei einer Geburt besteht Infektionsrisiko, mehr dazu später.
Außerhalb des Körpers sind die Bakterien nicht überlebensfähig, man kann sich also nur schwer durch zum Beispiel ein nacheinander benutztes Handtuch anstecken - geteiltes Sexspielzeug kann aber in seltenen Fällen zum Problem werden. Eine mit Tripper infizierte Person kann solange andere Menschen anstecken, bis die Krankheit behandelt wurde. Wie das funktioniert, erfährst du weiter unten.
Symptome und Folgen von Tripper
Die Inkubationszeit beträgt zwischen einem und 14 Tagen. Für gewöhnlich machen sich Symptome nach etwa drei Tagen bemerkbar - falls man überhaupt Symptome hat. Da die Anzeichen manchmal nur ganz schwach auftreten oder sogar ganz ausbleiben, kann sich die Geschlechtskrankheit unbemerkt weiterverbreiten und zu Komplikationen führen, wenn sie unbehandelt bleibt.
Tripper-Symptome beim Mann
Männer mit Gonorrhoe bekommen oft eine Harnröhrenentzündung. Diese erkennt man an eitrigem, gelb-grünlichem Ausfluss. Dieser tritt meist zwei bis sechs Tage nach der Ansteckung auf. Ein weiteres Zeichen: starke Schmerzen und Brennen beim Pinkeln. Wenn sich die Entzündung ausbreitet, können auch die Hoden anschwellen und Bauchschmerzen hinzukommen. Bleibt der Tripper unbehandelt, können Nebenhoden- und Prostataentzündung hinzukommen, außerdem kann der Mann unfruchtbar werden. Die Beschwerden können auch von allein wieder abklingen, die Gonorrhoe aber chronisch werden. Dann bleibt von dem Ausfluss nur noch ein Tropfen am Morgen zurück.
Die Entzündung kann aber in die Blase und bis in den Samenleiter weiter wandern, dort zu Verklebungen und Vernarbungen führen und somit unfruchtbar machen. Bei zehn bis 30 Prozent aller Männer treten keine Symptome auf, auch dann kann sich die Krankheit also unbemerkt ausbreiten.
Tripper-Symptome bei der Frau
Da bei Frauen die Infektion meistens milder verläuft, bleibt sie häufig unbemerkt - in etwa 50 Prozent aller Fälle. Denn (leichter) Ausfluss aus der Vagina ist nichts Ungewöhnliches. Weitere Folgen können bei Frauen ebenfalls eine Harnröhrenentzündung sein, noch häufiger sind Gebärmutterhalsentzündungen. Diese macht sich manchmal durch Zwischenblutungen bemerkbar. Auch eine Eileiterentzündung mit Fieber und starken Schmerzen kann durch Gonorrhoe verursacht werden. Breitet sich der Erreger weiter aus, kann das eine Entzündung des ganzen Unterleibs oder Beckens zur Folge haben (PID oder pelvic inflammatory disease). Genau wie Männer können auch Frauen durch unbehandelte Gonorrhoe unfruchtbar werden.
Diagnose von Tripper: So funktioniert der Test
Bei Verdacht auf Tripper solltest du einen Spezialisten oder eine Spezialistin für Haut- und Geschlechtskrankheiten aufsuchen, Frauen können sich auch in der Gynäkologie, Männer in der Urologie beraten lassen. Für den Test ist ein Abstrich notwendig, in der Regel von Harnröhre beziehungsweise Gebärmutterhals. Es ist wichtig anzugeben, falls man Oral- oder Analverkehr hatte, damit auch dort von den Schleimhäuten ein Abstrich gemacht werden kann.
Der Test klingt unangenehm, ist aber schmerzlos. Wichtig: Zwischen Abstrich aus der Harnröhre und dem letzten Urinieren müssen mindestens vier Stunden liegen. Bei Männern kann man mittlerweile außerdem eine Infektion via Urintest nachweisen. Ein Bluttest ist hingegen nicht zuverlässig.
Schutz vor Tripper: Das kannst du zur Vorbeugung tun
Tripper ist eine häufige Geschlechtskrankheit, und wir wissen jetzt, dass die Symptome nicht immer sofort auftreten. Wir können uns also anstecken, ohne es zu merken. Umso wichtiger, dass wir alles tun, um eine Ansteckung zu vermeiden. Und das kannst du tun:
- Safer Sex: Kondome sind eine effektive Methode, um das Risiko einer Tripperinfektion zu reduzieren. Verwende bei jedem Geschlechtsverkehr Kondome korrekt und konsequent. Beachte aber auch, dass Kondome den Schutz nur dort bieten, wo sie den Körper bedecken. Infektionen können auch durch den Kontakt mit unbedeckten Bereichen wie dem Mund oder dem Anus übertragen werden.
- Eine monogame Beziehung: Eine monogame Beziehung, in der beide Partner vorher auf sexuell übertragbare Infektionen getestet wurden und ausschließlich miteinander sexuell aktiv sind, verringert das Risiko einer Infektion natürlich enorm. Es ist jedoch wichtig, dass beide Partner vor Beginn der monogamen Beziehung auf Infektionen getestet werden.
- Regelmäßige Tests: Wenn du sexuell aktiv bist, ist es wichtig, dich regelmäßig auf Tripper und andere sexuell übertragbare Infektionen testen zu lassen. Dadurch kannst du frühzeitig eine Infektion erkennen und behandeln lassen. Besprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, wie oft du dich testen lassen solltest.
- Partnerbenachrichtigung: Wenn du positiv auf Tripper getestet wirst, ist es wichtig, dass du alle Partner und Partnerinnen informierst, mit denen du in letzter Zeit Geschlechtsverkehr hattest, damit sie sich ebenfalls testen und behandeln lassen können. So ein Telefonanruf ist natürlich wahnsinnig unangenehm, muss aber sein. Denn auch wir erwarten natürlich, dass uns Expartner anrufen, wenn sie positiv auf eine Geschlechtskrankheit getestet wurden.
- Safer-Sex-Praktiken: Neben der Verwendung von Kondomen gibt es weitere Safer-Sex-Praktiken, die das Risiko einer Tripperinfektion verringern können. Dazu gehört das regelmäßige Waschen der Genitalien vor und nach dem Geschlechtsverkehr, das Vermeiden von sexuellen Aktivitäten während einer aktiven Tripperinfektion und das Verzichten auf den Austausch von Sexspielzeug ohne vorherige Reinigung.
Behandlung von Tripper
Tripper wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Es ist jedoch wichtig, dass die Behandlung unter ärztlicher Aufsicht erfolgt, da die Auswahl des geeigneten Antibiotikums und die Dosierung davon abhängen, wie weit die Infektion fortgeschritten ist und welche Antibiotikaresistenzen möglicherweise vorliegen. Die Standardtherapie erfolgt mit Ceftriaxon (Spritze) und Azithromycin (Tablette).
In den meisten Fällen reicht eine einmalige Behandlung. Nach zwei bis vier Wochen wird in der Regel überprüft, ob die Therapie erfolgreich war oder vielleicht eine Antibiotikaresistenz vorliegt. Wichtig: Wer sich einmal mit Tripper infiziert hat, wird dadurch nicht immun gegen die Krankheit. Man kann sich immer und immer wieder anstecken.
Partnerbenachrichtigung
Es ist wichtig, sexuelle Partner über eine Infektion zu informieren und die eigene Krankheit zu behandeln, um die Verbreitung schnell zu stoppen, erneute Infektionen und weitere Übertragungen zu verhindern und damit sowohl die individuelle als auch die gesamte Krankheitslast zu verringern. Alle potenziellen Sexualpartner von Patientinnen und Patienten sollten daher nach Möglichkeit beraten, untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt: Männer, die unter einer aufgrund einer Tripperinfektion entzündeten Harnröhre leiden, sollten alle Sexualpartner und -partnerinnen, die sie innerhalb der letzten zwei Wochen vor dem Auftreten der Symptome hatten, informieren. Patienten mit nicht-urethralen Formen von Tripper, also nicht die Harnröhre betreffend, sollten alle Partner kontaktieren, die sie innerhalb der letzten drei Monate hatten.
Tripper & HIV
Tripper ist nicht nur an sich eine gefährliche Krankheit, er erhöht auch das Risiko einer HIV-Infektion. Denn die Entzündung durch Gonorrhoe macht den Körper anfälliger für die Viren.
Tripper & Schwangerschaft
In der Schwangerschaft ist eine Infektion besonders gefährlich und kann zu Komplikationen führen, im schlimmsten Fall sogar zu Früh- und Fehlgeburten. Bleibt der Tripper unbehandelt, besteht außerdem die Gefahr einer Gonokokken-Konjunktivitis (Blennorrhoea gonorrhoica neonatorum). Das ist eine Bindehautentzündung, die innerhalb der ersten 28 Tage beim Neugeborenen auftritt und unbehandelt zum Erblinden führen kann.