Paula Lambert rät, sich selbst zu evaluieren.
Paula Lambert über den Lerneffekt, den die Kontaktsperre mit sich bringen kann
Die Wochen der Kontaktsperre sind nicht einfach, doch vielleicht sollten wir gerade diese Zeit der Isolation nutzen, um uns selbst zu begutachten und zu hinterfragen. Denn die Welt kann nur eine bessere werden, wenn wir alle ein wenig besser werden.
Es scheint einen allgemein richtigen Weg zu geben, die Kontaktsperre zu gestalten. Dazu gehört "Love is blind" und "Tiger King" gesehen zu haben und Brot zu backen. Falls du beide Shows noch nicht gesehen hast, so kann ich dir nur raten, lieber sixx zu gucken, wenn du deinen Verstand noch einigermaßen im Griff behalten willst. Brot backen macht natürlich Sinn, wenn man nicht anstehen will, dann wiederum ist es gut, in diesen Zeiten lokale Unternehmen zu unterstützen, zum Beispiel den kleinen Bäcker um die Ecke.
Quarantäne - ein Geschenk für das menschliche Miteinander?
Diese Wochen, so anstrengend sie auch sein mögen, können aber ein Geschenk für das menschliche Miteinander werden, denn endlich sind wir wieder gezwungen, auf die Bedürfnisse unserer Mitmenschen zu hören. Dazu gehört, im Hausflur einen Zettel aufzuhängen, auf den sich jeder eintragen kann, der Hilfe benötigt. Dazu gehört auch, drinnen zu bleiben, obwohl draußen die Sonne scheint. Und dazu gehört, nichts an sich zu raffen, was andere vielleicht noch nötiger brauchen könnten. Das Wundervolle, dass man aus dieser miserablen Angelegenheit ziehen kann, ist ein Lerneffekt, der sich in alle Bereiche des persönlichen Lebens verlängern lässt.
Uns fehlt das Feingespür anderen gegenüber
Egal, ob Single oder nicht: Die aktuellen Dating-Generationen, mich eingeschlossen, sind nicht gerade für ihr absolutes Feingespür anderen gegenüber bekannt, sondern zeichnen sich vielmehr durch eine gesunde, recht raumgreifende Portion Egoismus aus, was vor allem daran liegt, dass wir es nicht anders gelernt haben. Darum fällt es vielen so schwer, eine Partnerschaft zu führen; die Kompromisse, die man eingehen muss, sind schlicht zu groß. Singles sind da nicht viel besser dran. Sie wünschen sich häufig eine Bindung, sind dann aber wählerisch und heikel und neigen schlimmstenfalls dazu, sich eher Partner zu suchen, die auf die eigenen Ängste einzahlen und nicht auf das Gefühl innerer Freiheit und Vertrauen. Letzteres sind nämlich Dinge, die wir im Alltag gar nicht mehr trainieren, was dazu fühlt, dass der Sensor für diese wichtigen Bestandteile des Lebens ein bisschen eingerostet ist.
Nutzt die Zeit, um euch selbst zu evaluieren!
Die letzten Wochen wirken aber wie ein Kärcher für ein eingerostetes System. Das ständige auf sich zurückgeworfen werden, was wir zwangsläufig erleben, sorgt dafür, dass man endlich spürt, wie sich echte Bedürfnisse anfühlen und wo sie überhaupt sitzen. Anstatt in Verzweiflung zu verfallen, kann man die Wochen nutzen, um sich selbst zu evaluieren. Was für ein Mensch bin ich? Wollte ich so sein? Handele ich stets nur in meinem Interesse oder doch im Interesse aller? Wann habe ich das letzte Mal etwas für die Gemeinschaft getan und merke ich, wie gut sich das anfühlt? Wenn es einen Weg aus der Krise gibt, dann muss es dieser sein: Wir alle müssen besser werden, um die Welt besser zu machen.