Romantik zu Weihnachten
Küssen unterm Mistelzweig: Wieso ist der Weihnachtsbrauch so wichtig für die Liebe?
- Aktualisiert: 22.12.2023
- 10:15 Uhr
- Alina Milewicz
Die Tradition, sich unter einem Mistelzweig zu küssen kennst du bestimmt auch. Viele wissen aber gar nicht, warum dieser Brauch so wichtig auch für die Liebe sein kann. Wir haben uns mal auf Spurensuche begeben und verraten dir hier, wieso der Kuss unter dem Mistelzweig durchaus positive Auswirkungen für deine Beziehung haben kann.
Warum küsst man sich unter dem Mistelzweig?
Vielleicht ist es dir auch schonmal passiert: Du hast ein Haus betreten und wurdest plötzlich zum Küssen aufgefordert. Huch, warum das denn? Wahrscheinlich standest du da gerade nichtahnend unter einem Mistelzweig. Das immergrüne Sandelholzgewächs wird meist mit einem schönen Band an der Decke oder unter einem Türrahmen befestigt. Nur - was hat das alles mit einem Kuss zu tun?
Küssen sich zwei Menschen unter einem Mistelzweig, sollen sie ein glückliches Paar werden. Wird eine Frau, die unter einem der grünen Zweige steht, nicht geküsst, soll sie angeblich im nächsten Jahr allein bleiben. Heute wird der Brauch aber nicht mehr ganz so streng interpretiert und man darf durchaus auch gute Bekannte, Freund:innen oder Familienmitglieder busserln - natürlich nur, wenn das für alle in Ordnung geht.
Es gibt aber noch andere Bedeutungen für den Mistelzweig-Brauch: Er soll Glück und Gesundheit bringen. Weil die Mistel auch im Winter grün ist, steht sie symbolisch für Leben. Für Liebespaare soll sie auch noch ein Schutzbringer sein. Schön, oder?
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Woher kommt der Mistelzweig-Brauch?
Wie so oft bei alten Bräuchen ist der Ursprung nicht eindeutig geklärt. Sicher ist, dass die Pflanze zwar recht unspektakulär aussieht, dafür aber ganz schön gewitzt ist, weil sie nicht aus dem Boden wächst, sondern auf Bäumen - ganz ohne Erde! Außerdem bringt sie selbst in der kalten Jahreszeit weiße Beeren (die auch "Kusskugeln" genannt werden) hervor. Keltische Druiden haben sie deshalb für magisch gehalten, stellten aus ihnen Heilmittel und aus den Beeren Leim her. Bei Asterix und Obelix hat der Druide Miraculix auch aus Misteln einen Zaubertrank gebraut. Aber, Vorsicht: Bis auf die Beeren ist alles an der Mistel giftig!
Für die Germanen waren Mistelzweige Glücksbringer und auch in der Antike galt das Gewächs als heilig, weil man sie wegen ihrer besonderen Art zu wachsen als Verbindung zwischen Himmel und Erde verstanden hat.
Ein Fest, das im römischen Reich zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert wurde, gilt einigen Historikern als Ursprung des Brauches. Die Mistelzweige wurden an dem Tag, an dem die Standesunterschiede zwischen Sklaven und Herren aufgehoben wurden, als Zeichen der Freundschaft verschenkt. Andere finden es plausibler, dass die Skandinavier sich den Brauch ausgedacht haben, weil er auch - ähnlich, wie der Weihnachtsbaum - mit der nordischen Mythologie zu tun haben könnte: Trafen Krieger unter einer Mistel aufeinander, haben sie für einen Tag einen Waffenstillstand geschlossen.
Was passiert, wenn man sich unter dem Mistelzweig nicht küsst?
Du stehst unter einem Mistelzweig und machst dir Sorgen, weil du nicht geküsst wurdest? Keine Panik, dir passiert gar nichts! Die Sache mit dem Mistelzweig ist wie ein alter Aberglaube oder ein fieser Kettenbrief. Laut Brauch würde im kommenden Jahr das (Liebes-) Glück ausbleiben, aber das wird ja wohl niemand ernsthaft glauben. Schnapp dir einfach die eine liebe Person, die in der Nähe steht und drück ihr einen großen Schmatz auf die Wange. Unheil abgewendet!
Wie soll man sich unter dem Mistelzweig küssen?
Den Mistelzweig-Brauch sollen schlussendlich die Engländer:innen im 18. Jahrhundert etabliert haben. Demnach dürfen und sollen sich zwei Menschen, die sich unter dem Mistelzweig treffen, so lange küssen, bis keine Beeren mehr am Zweig hängen - für jeden Kuss pflückt der Mann eine Beere ab. Ganz wichtig: Eine dritte Person muss den Zweig aufgehängt haben, damit der ganze Zauber funktioniert.
So war es zumindest früher. Wer sich heute unter einem Mistelzweig wiederfindet, der kann das Ganze auch lockerer angehen. Außerdem sollte man heutzutage nicht einfach jemandem ungefragt einen Kuss geben - kann ja sein, dass die andere Person das gar nicht möchte. Mistelzweige haben es außerdem in Sachen Dekoration weiter gebracht. Sie hängen nicht mehr nur in Türrahmen ab (wo sie aufgrund der ihnen nachgesagten Schutzfähigkeiten ursprünglich ihren Platz hatten), sondern machen sich zum Beispiel auch hübsch auf der Weihnachtstafel oder in Adventskränzen.
Wo kriegt man einen Mistelzweig her und was gilt es zu beachten?
Du möchtest bei der grünen Weihnachtstradition mitmachen? Super, dann ab zum Blumenladen! Dort findest du die Zweige vor Weihnachten mit allergrößter Wahrscheinlichkeit. Falls du bei einem winterlichen Spaziergang im Wald die Mistel selbst entdeckst, dann darfst du sie ruhigen Gewissens abschneiden. Die Pflanze ist nicht extra geschützt und solange du nur einen kleinen Teil abtrennst, ist alles okay. Trag am besten dabei Handschuhe, weil die Pflanze ja giftig ist und die Haut reizen könnte. Beim Aufhängen zu Hause solltest du außerdem darauf achten, dass Kinder oder Haustiere nicht an sie rankommen. Übrigens: Frische Zweige halten sich etwa drei Wochen. Wer sie hin und wieder mit Wasser besprüht, kann sich noch länger am Grün erfreuen!
Barbarazweig: Diesen Weihnachtsbrauch gibt es auch noch
Auch die Knospen des Barbarazweigs blühen mitten im Winter! Die Namensgeberin dieses kleinen Wunders ist eine der bekanntesten Heiligen im christlichen Glauben. Die Blüten symbolisieren, wie auch beim Mistelzweig, neues Leben und die Übernatürlichkeit der Geburt Christi. Und der Brauch funktioniert so: An Barbaras Namenstag - also am 4. Dezember - stellt man einen Zweig in eine Vase und hofft, dass sich pünktlich zu Weihnachten die Blüten zeigen, denn dann wird das nächste Jahr ein besonders glückliches. Man kann aber auch mehrere Zweige in eine Vase stellen und jeden davon einer Person zuschreiben. Welcher Zweig als erster aufblüht, soll dann der oder die Richtige für ein Leben voller Liebe sein…
Fazit: Ein Weihnachtsbrauch mit Liebeszauber
Eine Gelegenheit, um andere zu herzen, ist ja eigentlich immer schön - vor allem zum Fest der Liebe! Solange man den Brauch nicht zu ernst nimmt, nicht verzweifelt, falls mal niemand zum Küssen da ist und immer gegencheckt, ob Küssen beim Gegenüber gerade auch willkommen ist, kann man den Brauch bedenkenlos mitmachen. Merry Christmas!