So schützt du dich
Steigende HPV-Infektionszahlen: Wie Oralsex und Rachenkrebs zusammenhängen
- Veröffentlicht: 16.01.2024
- 10:05 Uhr
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Die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich in ihrem Leben mit Humanen Papillomviren, häufig unbemerkt und ohne schwerwiegende Folgen. Statistisch gesehen sind vor allem junge Menschen mit HPV infiziert: In Deutschland ist etwa jede vierte 26-jährige Frau mit einem Hochrisiko-Typen infiziert. Das kann im schlimmsten Fall eine Krebserkrankung nach sich ziehen. Was das bedeutet, wie gefährlich das werden kann und wie du dich schützen kannst, erfährst du hier.
Was ist HPV?
HPV steht für Humane Papillomviren. Es gibt ungefähr 200 verschiedene HP-Viren, unter anderem relativ harmlose, die Feigwarzen verursachen. Und dann gibt es auch die HP-Viren, die die Macht haben, Zellen in unserem Körper zu verändern. Dadurch kann Krebs entstehen.
Humane Papillomviren sind winzige Partikel von mikroskopischer Größe. Sie bestehen hauptsächlich aus genetischem Material und einer schützenden Eiweißhülle, besitzen jedoch keinen eigenen Stoffwechsel. Um sich zu vermehren, sind sie auf einen lebenden Organismus, einen sogenannten Wirt, angewiesen. Die Bezeichnung "human" verdeutlicht, dass diese Viren den Menschen infizieren können. Es sind mittlerweile über 200 verschiedene HPV-Typen bekannt. Eine Infektion kann je nach Virustyp unterschiedlich verlaufen. Manchmal bleibt sie ohne spürbare Folgen und heilt von selbst aus, während bei anderen Menschen die Infektion dauerhaft nachweisbar bleibt. Bestimmte Virustypen können harmlose Warzen verursachen, während andere zu mehr oder weniger bösartigen Veränderungen an verschiedenen Stellen im Körper führen, darunter Gebärmutterhals, Schamlippen, Vulva, Scheide, Penis, After oder im Mund-Rachen-Bereich.
Die Mehrheit der Erwachsenen kommt im Laufe ihres Lebens mit HPV in Kontakt. Dennoch ist die Angst vor HPV in den meisten Fällen unbegründet, da das Immunsystem in der Regel erfolgreich gegen die Erreger kämpft. Sogar Infektionen mit krebsfördernden Virustypen verschwinden oft unbemerkt und ohne Behandlung. Bei einigen Menschen kann die Infektion jedoch länger anhalten - selbst dann entwickelt nur eine sehr kleine Anzahl von Personen Vorstufen von Krebs oder Krebs. Moderne Tests ermöglichen heute die Erkennung einer HPV-Infektion.
Die häufigste durch HPV verursachte Krebserkrankung ist Gebärmutterhalskrebs. Andere Tumorerkrankungen sind seltener. Seit einigen Jahren steht eine Impfung zur Verfügung, die vor den wichtigsten Virustypen schützen kann. Die Hoffnung besteht darin, dass geimpfte Personen langfristig seltener an durch HPV verursachten Tumoren erkranken.
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Wie wird HPV übertragen?
Die Übertragung von vielen HPV-Typen erfolgt durch alltäglichen Hautkontakt, beispielsweise durch die weit verbreiteten Erreger von harmlosen Hautwarzen. Genitale HPV-Typen, die mit Krebs assoziiert sind, werden hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen, wobei auch beim Oralsex eine Ansteckung möglich ist. Obwohl eine nicht-sexuelle Übertragung ebenfalls möglich ist, ist dies vergleichsweise selten. Ein Beispiel hierfür ist die Übertragung von der Mutter auf das Kind während der Geburt. In sehr seltenen Fällen können die Viren bei Kindern gutartige Wucherungen am Kehlkopf verursachen, bekannt als Larynxpapillomatose.
Die Frage, ob die Erreger durch Kontakt der Genitalschleimhäute mit verunreinigten Gegenständen übertragen werden können - wie zum Beispiel Toiletten, Sextoys, Handtücher oder gemeinsam genutzte Seifen - ist derzeit unklar und zumindest theoretisch nicht völlig ausgeschlossen.
Welche Erkrankungen können HP-Viren auslösen?
Die Vielzahl der bekannten humanen Papillomviren (HPV), die sich in erster Linie auf Haut und Schleimhäute ausbreiten, zeichnet sich durch unterschiedliche Spezialisierungen aus. Es gibt HPV-Typen, die hauptsächlich Zellen der Haut infizieren, während andere sich vorrangig auf Zellen der Schleimhäute konzentrieren. Unter den Schleimhaut-infizierenden Viren unterscheiden Experten zwischen Hochrisikotypen und Niedrigrisikotypen. Infektionen mit Hochrisikotypen erhöhen das Krebsrisiko, während Niedrigrisikotypen selten in Tumorgewebe nachgewiesen werden.
Gewöhnliche Hautwarzen (Papillome):
Erscheinen meist im Gesicht sowie an Händen und Füßen, sind jedoch harmlos. Papillomviren, die gewöhnliche Hautwarzen verursachen, infizieren normalerweise nicht den Genitalbereich, mit wenigen Ausnahmen wie Warzen im Genitalbereich von Kleinkindern.
Gutartige Genitalwarzen (Feigwarzen, Kondylome):
Etwa 40 HPV-Typen infizieren vorrangig die Geschlechtsorgane und den After. Bekannte Niedrigrisikotypen, die solche Warzen im Intimbereich hervorrufen, sind HPV 6 und HPV 11.
Zellveränderungen:
Hochrisiko-HPV-Typen verursachen Zellveränderungen, die auch ohne Behandlung heilen können, aber unter Umständen zu Krebsvorstufen führen. Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen sind weltweit die häufigsten durch HPV verursachten Erkrankungen. Genitale HPV-Typen können auch Vulva, Scheide, Penis, After sowie Schleimhäute im Mund, Rachen und Kehlkopf infizieren und dort Krebs verursachen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft derzeit etwa zwölf genitale HPV-Typen als sicher Hochrisikotypen ein, insbesondere HPV 16 und HPV 18.
Wie hängt HPV mit Rachenkrebs zusammen?
Heute wird eine anhaltende HPV-Infektion neben Tabak- und Alkoholkonsum als einer der Hauptauslöser für Rachenkrebs betrachtet. Etwa jeder zweite Fall von Rachenkrebs in Deutschland ist demnach auf eine Infektion mit HPV zurückzuführen. In über 90 von 100 Fällen handelt es sich dabei um den Hochrisikotyp HPV 16. Im Vergleich dazu werden andere Kopf-Hals-Tumoren wie Kehlkopfkrebs oder Mundhöhlenkrebs deutlich seltener durch HPV verursacht. Man vermutet, dass die steigenden Fälle von Rachenkrebs mit der sexuellen Revolution der 60er und 70er Jahre zusammenhängen, als Oralsex eine zunehmend beliebte Praktik wurde. Denn: Die Infektion kann Jahrzehnte vor der Krebserkrankung stattgefunden haben. Männer scheinen beim Oralsex mit Frauen gefährdeter zu sein, sich mit HPV anzustecken als Frauen, die Oralverkehr mit Männern haben. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Viren häufiger im weiblichen Intimbereich als im Intimbereich von Männern nachweisbar sind.
Woran erkennt man Rachenkrebs?
Noch gibt es keine Methode der Früherkennung. Meistens lassen sich Patient:innen erst untersuchen, wenn sie im Hals- oder Nackenbereich über einen längeren Zeitraum geschwollene Lymphknoten haben.
Ist eine HPV-Impfung sinnvoll?
In Deutschland stehen zwei HPV-Impfstoffe zur Verfügung: Ceravix und Gardasil9. Beide bieten nahezu vollständigen Schutz vor den Hochrisikotypen HPV16 und HPV18, die für etwa 70 % aller Gebärmutterhalskrebsfälle verantwortlich sind. Die HPV-Impfstoffe gelten als gut verträglich und sicher. In Deutschland wird mittlerweile allen Personen im Alter von 9 bis 14 Jahren eine HPV-Impfung empfohlen, unabhängig von ihrem Geschlecht und auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr.
Diese Empfehlung basiert darauf, dass die Infektion nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch andere Krebsarten wie Mundrachenkrebs auslösen kann. Selbst Menschen über 15 Jahre haben noch die Möglichkeit, sich gegen HPV impfen zu lassen. Dabei werden drei Impfdosen empfohlen, die im Abstand von zwei Monaten zwischen der ersten und der zweiten Impfung sowie vier Monaten zwischen der zweiten und der dritten Impfung verabreicht werden. Die Empfehlung lautet, die Impfung bis zum 18. Lebensjahr nachzuholen. Einige Krankenkassen decken die Kosten für die Impfung auch im jungen Erwachsenenalter.
Fazit: Wie wahrscheinlich ist Rachenkrebs durch Oralsex?
Es ist möglich, dass du dich beim Oralsex, aber sogar beim Petting oder bei intensiven Zungenküssen mit Humanen Papillomviren ansteckst, auch wenn die meisten Ansteckungen mit HPV beim vaginalen Geschlechtsverkehr stattfinden. Schützen kannst du dich, indem du beim Oralverkehr Kondome oder Lecktücher verwendest. Durch eine anhaltende HPV-Infektion im Mund kann zwar nach einiger Zeit Krebs entstehen, insgesamt sind HPV-Infektionen im Mund aber selten, und durch HPV ausgelöste Tumoren im Mund-Rachen-Raum noch seltener.